„Du bist ja internetsüchtig!?“


„DU BIST JA INTERNETSÜCHTIG!“

SO HAT SIE ES ERLEBT:

Hat mich doch mein liebster Josef vor ein paar Wochen in eine Therme zum Ausspannen und Saunieren eingeladen. Ich voller Freude wartete mit gepackten Koffern in Erwartung seines jedes Mal, wenn wir wegfahren, selben Spruchs: „Was hast denn du alles eingepackt? Sind da Steine drin?!“ und versuchte mir bewusst zu machen, dass ich mich diesmal nicht provozieren lassen würde!

Klingelte es an der Haustüre, mein lieber Josef kam und nahm alle drei (!!!) Koffer ohne Kommentar einfach mit, lud sie in den Kofferraum und zauberte dann wie aus dem Nichts eine Zeitschrift hervor, die er mir, wieder völlig kommentarlos, in die Hände drückte:
„SIND SIE INTERNETSÜCHTIG? FACEBOOK UND CO HABEN NÄMLICH NICHT NUR EINEN URLAUB RUINIERT!“

„Mein Schatz ist das jetzt ein Zufall?“ – „Meine liebe Hilde, habe ich dir jemals eine Zeitschrift in die Hand gedrückt?“ – „Nein.“ – „Also…!“ – „Ja findest du etwa, ich bin internetsüchtig?“ – „Lies einfach mal den Artikel!“ Und just in dem Moment teilte mir mein Handy durch ein lautes Piepsen mit, dass ich auf Facebook eine neue Nachricht erhalten hatte.
„Moment Schatz, ich schau nur mal kurz…“ War das süß, da hatte jemand einen total lieben Kommentar unter mein Posting geschrieben, was mich natürlich dazu veranlasste, einen genauso netten Kommentar zurück zu schreiben!

„Sag mal liest du eigentlich schon?“ – hörte ich dann von vorne. „Nein, gleich, ich antworte nur schnell…!“ und dann nahm ich wirklich den Artikel zur Hand und las ihn bis zum bitteren Ende aus.

„Also ich bin sicher nicht (!!!) internetsüchtig Josef! Ich verstehe das gar nicht, warum du mir das unterstellen willst? Ich bin nicht stundenlang auf Facebook, Instagram und Twitter! Die letzten beiden habe ich nicht einmal!“ – „Siehst du Hilde, und ich weiß nicht einmal, was alle drei sein sollen! Klingelt jetzt etwas bei dir?“ – „Nein…?“

Und in dem Moment klingelte zwar nichts in mir, dafür aber außerhalb von mir, nämlich mein Handy, das mir anzeigte, dass ich jetzt eine Privatnachricht erhalten hatte…

„Moment Josef…“ und schon wieder so etwas Nettes. Also schrieb ich unverzüglich zurück. Und als ich fertig war mit Antworten, las ich gleich noch ein paar neue Posts, da ich eh schon drin war auf Facebook… Und dabei erwischte ich dann einen Post von jemand anderem, der mich so aufregte, dass ich die weitere Autofahrt nur darüber verwendete, mich bei meinem lieben Josef über dies und jenes auszulassen, denn das war doch wirklich unglaublich unerhört gewesen, was der da geschrieben hatte!

Als ich dann am nächsten Morgen wie gewohnt, mein liebster Josef war ja des morgens sonst nie bei mir, mein Handy zückte und den Tag wie immer mit dem Lesen von Facebook-Posts begann, während mein lieber Josef stillschweigend am Tisch beim Frühstück saß, hörte ich diesmal von rechts:

„Aha? Und du bist wirklich nicht internetsüchtig?“

Und als ich mich in dem Moment mit dem berühmt berüchtigten Theaterblick selbst aus einer Vogelperspektive betrachtete, was ich da gerade tat, wurde mir klar: „Vielleicht sollte ich meine Selbsteinschätzung bezüglich „internetsüchtig“ oder nicht, doch noch einmal neu hinterfragen!“

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: glaube nie, der Bauer gebe dir ohne Grund eine Zeitschrift in die Hand niemals nicht! Denn ich durfte bzw. musste (Manchmal tut Selbsterkenntnis doch etwas weh!) mit meines Bauers Hilfe einen bewussteren Umgang mit Facebook und Co. Lernen. Danke meinem lieben Josef!

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SO HAT ER ES ERLEBT:
Meine allerliebste Hilde und ich planten einen Thermenaufenthalt, und wie immer vor solchen Ausflügen hatte ich gehörig Stress, um ein paar Tage frei zu schaufeln. Der führte dann dazu, dass ich wirklich außer Atem auf die Minute genau bei ihr vorfuhr, um die Reise antreten zu können. 

Also ging ich rauf in die Wohnung, um ihre Koffer abzuholen. Warum diese jedes Mal ihr gesamtes Hab und Gut beinhalten mussten, bleibt mir ein nicht erklärbares Rätsel, welches ich mittlerweile jedoch ohne jegliche Kritik hinnehme. So packte ich sie alle einfach in mein zum Glück großes Auto ein, und die Reise konnte beginnen.

Hier sollte ich noch drei kleine Details vorausschicken. Nämlich erstens die Tatsache, dass ich mit meiner lieben Hilde an Bord selten das Radio aufdrehen dufte, „Denn das nerve sie ja so!“, was für mich als zweites Detail zur Folge hatte, dass wir meist ohne Beschallung und Verkehrs-Information unterwegs waren. Und das dritte Detail war, dass ich mein Handy aus reinem Entgegenkommen seit wir uns kennen, IMMER auf lautlos oder abgedreht habe, sobald wir uns sehen. Und meine liebste Hilde im Gegenzug als Beifahrerin meist hinten sitzt und dabei die ganze Fahrt im Internet, vor allem auf Facebook verbringt.

So kam mir natürlich eines Tages die Idee, ihr eine Zeitschrift entgegen zu halten, wo das Thema Internetsucht behandelt wurde, um vielleicht damit ihr selbst, ihr Verhalten bewusst zu machen. So überreichte ich ihr gleich am Start  diesen Lesestoff ohne großen Kommentar und war neugierig, ob sie den Artikel überhaupt lesen würde. Das war dann jedoch gleich der Stein des ersten Anstoßes, denn sie sei doch keinesfalls internetsüchtig, „Was willst du mir damit sagen?“ waren ihre genervten Worte. „Was ist das dann, was ich jedes Mal bei unseren stillen, gemeinsamen Fahrten erleben muss?“ meine Reaktion.

Dazwischen permanente Klingeltöne, die eingehende Nachrichten vermeldeten. „Ist das süß!“, „Ist das lieb!“, „Ma das freut mich aber!“ und ähnliches Zeugs wurde mir immer wieder mitgeteilt. Kaum begannen wir dann doch einmal ein Gespräch, war da schon wieder irgendwo zu antworten. Ich durfte dann sogar immer erfahren, wer gerade wie nett geschrieben hatte. Alles Menschen die ich nicht kannte, ja wo ich nicht einmal wusste, was diese kommentierten. Echt spannend! Und „echte“ Zeit für persönliche Gespräche blieb auf jeden Fall nicht.

Dann die Katastrophe, ein gemeines Posting, wirklich schlimm, ich hatte zwar wieder keine Ahnung, worum es ging, die Aufregung meiner lieben Hilde war aber so groß, dass wir den Rest der Fahrt nur noch über diese bösen, gemeinen, patriarchalischen Menschen sprachen. Ja wie schön wäre da selbst Ö3 gewesen, statt meinem erzürnten Schatz zuhören zu müssen!

Irgendwann doch gut angekommen, checkten wir ein, genossen den restlichen Tag, im Sauna- und Wellnessbereich ging es ja dann doch ohne Handy, und fielen sehr entspannt und hundemüde ins Bett.

Und was passierte am nächsten Morgen? Während mein Handy immer noch abgedreht war, war der erste Weg meiner Liebsten zur Ladestation und ab auf ihre Facebook Seite.

„Stopp, jetzt reicht´s!“ war dann meine Reaktion. Und ups, das saß. Plötzlich wurde ihr bewusst, was sie tat, und es kam sofort die Zusage, in Zukunft genauer darauf zu achten.

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: auch einer sensiblen Künstlerin darf man gelegentlich Grenzen zeigen. Danke liebste Hilde, dass wir seither miteinander plaudernd durch die Welt fahren! Und ebenfalls Danke, dass ich, wenn…, dann nur noch wirklich Spannendes von Facebook erfahre!

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